Geschichte der Gemeinde
Über die Anfänge der evangelischen Gemeinde gibt es wenig Informationen, doch schon 1546 wirkte der erste reformierte Prediger (Noetermann) in Mehr. Um 1580 traten die Herren von Schloss Bellinghoven zur Reformation über. Im Schloss wurden seit 1631 evangelische Gottesdienste gefeiert. Als Bellinghoven im Jahr 1681 in den Besitz einer katholischen Familie überging, wurden diese Gottesdienste verboten. Die Gemeinde fand eine neue Bleibe auf Haus Averforth, einem alten teilweise noch heute erhaltenen Rittergut am Finkenschlagweg in Haffen.
Noch wurden die Evangelischen in Haffen und Mehr vom Pfarrer der Kirchengemeinde Hamminkeln mitversorgt.
Der erste Schritt in die Selbstständigkeit wurde 1740 getan: Es wurde das erste Presbyterium gewählt und ein eigenes Gemeindesiegel in Gebrauch genommen. Die Umschrift dieses Siegels lautet „Reformierte Gemeinde Haffen und Mehr“. Von den Ursprüngen her war unsere Gemeinde also reformiert, d.h. sie berief sich auf die Lehren des Schweizer Reformators Johann Calvin. 1741 stellte die Gemeinde einen Schulmeister an und erwarb wenig später ein Schulhaus. Die völlige Selbstständigkeit erhielt die Gemeinde im Jahr 1769: Die Verbindung mit Hamminkeln wurde gelöst und der erste Pfarrer Johann Wilhelm Gräber trat sein Amt an. Die Gemeinde umfasste damals etwa 30 erwachsene Gemeindeglieder.
Nun wurde das Ziel verfolgt, eine evangelische Kirche zu bekommen. Der Bau wurde genehmigt. Man bestellte Kalk, kaufte Holz und brannte Steine in einem Ofen hinter der Mehrschen Mühle. 1776 war es dann soweit. Die Kirche wurde gebaut. In Emmerich kaufte man eine Glocke. Unter dem Nachfolger Kühnell wurde das Werk vollendet. Am 9. März 1777 feierte die Gemeinde den Einweihungsgottesdienst. Sie zählte damals 100 Seelen. 1880 wurde zum ersten Mal eine Orgel erwähnt. 1910 erweiterte man den Kirchenraum und baute einen Turm davor. Die drei neu beschafften Glocken wurden im ersten Weltkrieg gleich wieder abgeliefert, 1931 ersetzt und im zweiten Weltkrieg wiederum beschlagnahmt. 1960 erhielt die Kirche die dritten Glocken – möge Gott schenken, dass diese nun die Jahre überdauern und die Gemeinde in Frieden zusammenrufen können!
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Durch Bomben und Artillerie-Beschuss wurde die Kirche am Ende des Krieges stark beschädigt. Die Instandsetzung nahm danach lange Zeit in Anspruch. Am 30.10.1994 feierte die Gemeinde die Einweihung der neuen Orgel, sie ersetzte die 1972 installierte elektrische Orgel.
360 Pfeifen ertönen nun zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen. Nebenan findet sich der 1995 mit viel Eigenleistung erbaute Gemeinderaum. Immer wieder kam es im Laufe der Jahrhunderte vor, dass die Pfarrstelle unserer Gemeinde aufgehoben wurde, vor allem aus Kostengründen. Dann wurden die Gemeindeglieder meistens von Haldern, zuweilen auch von Bislich mitversorgt. Zuletzt war das in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Fall.
Ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wuchs der Gemeindeteil Mehrhoog aufgrund reger Bautätigkeit enorm. So entstand an der Halderner Straße ein kleines Gemeindezentrum mit Kirchraum und die Gemeinde erhielt 1982 wieder ihren eigenen Pfarrer – Klaus Korell (bis 2003). 1984 wurde der Name unserer Gemeinde geändert. Nun heißt sie: Evangelische Kirchengemeinde Haffen-Mehr-Mehrhoog.
Pünktlich zum 500. Jubiläum der Reformation am 31.10.2017 stellte die Gemeinde ihren in ehrenamtlicher Arbeit errichteten Glockenturm am Gemeindezentrum Mehrhoog in Dienst. 4 Glocken laden nun sonntags zum Gottesdienst ein. Innerhalb von zwei Jahren haben Mitglieder des Presbyteriums und ehrenamtliche Helfer aus der Gemeinde unter der Leitung der Presbyter Gerd Gottzmann und Thorsten Quenter den Glockenturm Stein für Stein selbst aufgebaut. Nur für das Dach und die elektrischen Einrichtungen wurde professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Die Glockengießerei Petit & Edelbrock baute die Glocken und den Glockenstuhl aus der ehemaligen Friedenskirche Mühlheim-Heißen ein.